Jütland auf der Kimbrischen Halbinsel ist im ersten
Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung die Heimat vieler germanischer Stämme. Das
Zusammenleben wie auch die Kooperation mit reisenden Händlern und Schaustellern
ist friedlich, selbst römische Kaufleute zieht es auf die Märkte im Norden. Doch
dann landen im Hafen des Stammes von Landogar römische Kriegsschiffe, die
dortige Wehrhecke wird abgeholzt und eine Palisade errichtet. Das ruft das Misstrauen von Erkenhild, einer jungen Kriegerin unter dem Heerführer Thorwaltshunt, auf den Plan. Ob
diesen Römern, die angeblich nur zum Schutz angeworben wurden, nicht weitere
folgen – womöglich in einem riesigen Heer?
Warum zögert Thorwaltshunt? Glaubt er den Beteuerungen von
Landogar und verschließt die Augen vor einem denkbaren Angriff der Römer?
Erkenhild will gegen die drohende Gefahr gewappnet sein und
sich dabei nicht nur auf das Geschick der Krieger ihres Stammes verlassen. Deshalb
beauftragt sie Katek, eine junge, aber äußerst geschickte Diebin, einen Kessel,
der als mächtige Wunderwaffe gegen Feinde gilt, aus dem Grab der Druidin Tilrun
zu holen. Allerdings erklärt sie Katek nicht, dass dieses Grab mit einer
Fluchrune geschützt wird, die allein das Schicksal des Räubers bestimmt.
Bei dem versprochenen „Zauber“ des Kessels ist es nicht
verwunderlich, dass noch mehr Menschen seiner habhaft werden wollen …

„Die Kriegerin des Nordens“ ist ein historisches Epos, das
einen hervorragend recherchierten Hintergrund offenbart und eine Interpretation
des Schicksals des Kessels von Gundestrup präsentiert. Charlotte Fondraz bietet
mittels ausgefeiltem Erzählton und hohem Spannungsfaktor ein abenteuerliches Wechselspiel
zwischen beschaulichen und düsteren Szenen, dramatischen, traurigen und
hoffnungsvollen Ereignissen auf der Jagd nach dem silbernen Kessel, das mich
beim Lesen oftmals mitgerissen und in das Geschehen real wirkend eingebunden hat.
Die detaillierten Schilderungen der Örtlichkeiten, herrschenden Verhältnisse wie
auch die Einblicke in die nordische Mythologie tragen zu einer wissenserweiternden
Lektüre bei, ohne in ermüdende Sachlichkeit abzugleiten.
Hervorzuheben ist, dass es der Autorin ausgezeichnet gelingt,
dass ich die Handlungen, Einschätzungen und vor allem die Gefühlswelt der
Protagonisten nachvollziehen und ihnen folglich mit Verständnis und Mitgefühl
begegnen kann.
Vier unterschiedliche Frauen werden in den Mittelpunkt der
Geschichte gerückt. Sie befinden sich neben einigen männlichen Figuren in einer
besonderen Position und stellen sich jede auf ihre Art und Weise den
Herausforderungen, Erwartungen und Überzeugungen, versuchen diese nicht immer gerecht,
gleichwohl jedoch mit Tapferkeit zu meistern.
Zum einen ist da die Kriegerin Erkenhild, die mit stillschweigender
Duldung ihrer Druidin Busla, den Raub des Kessels und folglich die Begebenheiten
in Gang setzt, in dem sie Katek, die Diebin, beauftragt. Und wie wäre der
Verlauf der Handlung ohne Friya, die ihre Hausgemeinschaft verlassen muss, in
den Eisenminen ein notdürftiges Einkommen hat und durch Zufall an einen Teil
des Kessels gelangt.
Mit sämtlichen Frauen hat Charlotte Fondraz komplexe und in
ihrer Entwicklung bemerkenswerte Charaktere geschaffen, die in ihrer menschlich
tiefgründigen Gestaltung in Erinnerung bleiben.
Erwähnen möchte ich auch das umfangreiche Personenregister
mit der Auflistung der Figuren, beispielsweise nach ihrer Stammeszugehörigkeit,
sowie das umfangreiche Glossar.
„Die Kriegerin des Nordens“ dürfte all jene begeistern, die sich
von einer Mischung aus Historie, Abenteuer, Heldenmut und Protagonisten mit
Ecken und Kanten unterhalten lassen wollen.
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Der Roman ist im Maximum Verlag erschienen, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares danke.